Bergtour Garmisch - Partenkirchen
Bergtour und Rollstuhl - geht!
Im September 2023 wagten wir uns an ein ganz besonderes Abenteuer. Zunächst ging es von München mit den Zug nach Garmisch-Partenkirchen. Dort angekommen wurden wir von einem Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes in Empfang genommen und im rollstuhlgerechten Auto koḿfortabel zum Startpunkt der Tour, einer Motorradwerkstatt gebracht. Und da standen sie schon, unsere Geländerollstühle, welche uns in den nächsten Stunden durch das Gebirge zur Tannenhütte bringen sollen.
Nach einer ersten Sitzprobe auf dem X8-Rollstuhl in der Optik eines "Monstertrucks" und einer Besprechung der Route machten wir unsere ersten Fahrversuche. Was meint ihr, wie viel kostet so ein Rollstuhl? Die Auflösung folgt am Ende des Beitrags. Jedenfalls bietet er jede Menge an Komfort, lässt sich im Sitzwinkel je nach Steigung individuell verstellen. Mit der Spurhalteautomatik und Reifen mit besonders viel Profil war es möglich, Berge zu erklimmen. Organisiert wurde die Tour im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche vom Verein Bewegung und Begegnung (BUB), der uns auch auf der Bergtour begleitete und mit größter Kraft uns an manchen Stellen mit dem Fahrrad begleitete. Egal, ob Wurzeln, Schotter, Feldweg, kein Untergrund ist mit diesem Offroad-Abeteuerstuhl der Firme Sunrise-Medical unbezwingbar. Auch kleinen Treppenstufen oder hohe Bordsteine sind damit kein Problem. Etwas mulmig wurde uns auf den letzten Metern, als wir eine Hängebrücke vor unseren Augen hatten. Eng, steil und wackelig, aber kein Hindernis für uns! Nach dieser Aufregung haben wir es zur Berghütte geschafft und wollten uns mit einer Portion Pommes stärken. Dies erwies sich als sehr schwierig. Schließlich ist viel Reifenprofil und ein großer Wendekreis innerhalb einer vollen Almhütte unpraktisch.
Für uns bedeuteten diese Offroad-Erlebnisse einzigartige Freiheit und Action! Sonst stellen Wälder, Steine, Stufen und Steigungen uns vor große Barrieren. Wir haben so - wie wir es sonst selten spüren - gemerkt, wie faszinierend und ruhig die Natur sein kann. Das hat nicht nur uns erstaunt. Auch die Blicke von vorbeigehenden Menschen auf der Wandertour waren von großem Erstaunen geprägt. Mehrere ältere Frauen haben laut vor Schreck aufgeschrien und uns sorgenvoll gefragt, ob wir das wirklich schaffen. Aber ja, wir haben es geschafft! Angestrengte Kinder blickten etwas neidisch auf uns. Ein Junge rief uns zu: "Ihr habt es gut, ihr könnt wandern, ohne zu laufen!". Für uns war es sehr spannend, auf die Reaktionen der Passanten zu achten und es wurde klar, dass vermutlich niemand von ihnen für möglich gehalten hätte, dass auch mit Rollstuhl Bergabenteuer möglich sind.
Diese Bergtour war für uns ein unbeschreibliches Highlight des Jahres und wir empfehlen euch sehr, das auch mal auszuprobieren. Wenn ihr das auch mal ausprobieren möchtet, setzt euch mit dem Verein Bewegung und Begegnung in Verbindung.
Im nächsten Beitrag nehmen wir euch mit auf einen Rückblick unseres Urlaubs in Cadzand (Niederlande)
Und wie versprochen, hier die Auflösung: Einer dieser Rollstühle kostet 30.000€
Kommentare
Kommentar veröffentlichen